Tulku Thondup, das Bardo,ein Zustand des Wahnsinns? Wer erfährt, wer bringt hervor, was ist Objekt, der Spiegel des Subjektes im Bardo, Buddhas und Dämonen als Projektion des Egos von sich selbst, Buddha als Projektion von sich selbst

Februar 13, 2009

Tulku Thondup führt in seinem Buch „Friedliches Sterben, glückliche Wiedergeburt“ an, das Leid oder Erfahrung zb. von Geräuschen, Bildern, Gefühlen im Bardo daraus entstehen das man nach einem „Selbst“ greift und die Dinge für wirklich hält.
( Buch s. 247 )
Etwas unklar zwar aber hilfreich durchaus.
Das „Selbst“ das Thondup meint ist das was die Psychologen das Selbst oder Ich-Zentrum nennen also das was die Identität einer Person ausmacht; das ist hier aber der falsche Begriff, den Thondup einführt. Wenn man Dinge hört oder Bilder sieht – im Bardo – greift man ja nicht nach einem Selbst.
Differenzieren wir zunächst.s Erfahrungen zb. von Geräuschen  …. stammen aus dem Greifen nach einem Selbst. Das sind aber dann schon drei Dinge nämlich 1. etwas das Geräusche erfährt und 2. etwas das Geräusche hervorbringt und 3. Geräusche die existieren als eine Art sagen wir Objekt des Geräusches, Geräuschobjekt.
Es ist so: Das „Selbst“ das Thondup meinst ist das wie wir es nennen „Rest-Ego“.
In diesem Rest-Ego, das man sich wie eine schwache Batterie vorstellen kann in der noch einige „Energien“ aus dem „Körperlichen (Vor dem Tod ) Er-Leben gespeichert sind“, in diesem Rest-Ego enstehen jetzt alle Bilder und Visionen die ein Bardowesen haben kann; und jeder Verstorbene ist zunächst ein Bardowesen. Gut. Bis hierher haben die Buddhisten geforscht und recht. Das Bardowesen geht, grob gesagt, von einem falschen „Selbst“ aus.
Der Unterschied zu unserem Modell ist nun der, das das Rest-Ego nicht nach etwas außen greift – wie Tulku meint – sondern das es die Gegenstände, Visionen, Geräusche etc. nach außen projiziert. Das deckt sich auch noch mit den Texten. Aber, nun der Unterschied. In dem Buch wird nun einmal gesagt alles sei reine Einbildung und dann wieder treten tatsächliche Richter, Figuren, Tiere, Stimmen auf die mit dem Toten im Bardo reden usw. – Also was nun? Einbildung oder eigenständige Existenu? Einmal wird auch gesagt jemand treten in den Palast eines hohen Buddhas ein usw. und erfahre dort Belehrung.
Wir müssen vermutlich beide Thesen verbinden um zur möglichen Wahrheit zu kommen.
Die eine These alles sei Einbildung aus dem Geist. Und die andere These die ja logisch ist: Wenn das Subjekt A) im Bardo sich etwas „ausdenken“ kann dann gibt es sicher auch ein Subjekt B) das sich auch etwas ausdenken kann das wären dann schon 2 Subjekte im Bardo als A und B.
Was nicht gesagt wurde ist: Haben diese Subjete nun Kontakt zueinander also hätten sie die Fähigkeit einer tatsächlichen objektiven Wahrnehmung voneinander oder nicht? Wenn sie aber im Wahnhaften Projizieren sind denke ich haben sie die Fähigkeit zur objektiven Wahrnehmung verloren. Oder interpretieren sie reale Wahrnehmungen nur um in ihre eigene Wahnwelt, das klingt logischer. Auch geistig kranke Menschen tun dies ja – indem ein Arzt nett zu ihnen spricht erleben sie dennoch hoch beängstigenden Wahnvorstellungen und können den Sinn des Gespräches also nicht erfassen.
Das wäre also nun die Definition des buddhistischen Bardo: Eine völlig im Wahn entrückte Welt aus phantasierenden Bardowesen die außen nach Objekten greifen oder vor ihnen auf der Flucht sind die einzig und alleine ihrer Phantasie entspringen.
Damit könnte auch jeder hiesige Psychiater klarkommen denke ich.

Und dennoch hat dieses scheinbar so logische Modell des buddhistischen Bardo zumindest 2 Schlupflöcher.
Das erst Loch ist – Es wird nicht beschrieben wie tatsächliche Fremdobjekte wahrgenommen und integriert werden in die Vorstellungswelt des Bardogeistes.
Das zweite Loch ist – Wenn alles wahnhaft ist und nur von innen nach außen geworfen – ist dann nicht auch die heile Welt der erlösten Meister, der Buddhas und Devas usw. nichts anderes als ein wahnhaftes nach außen werfen von inneren, zugegeben schöneren, Zuständen des Bewußtseins? Ist nach diesem Modell nicht jeder Zustand demnach ein verrückter?

Und: Kann ich mich in dieser Welt also nur für einen Zustand von wahnsinn entscheiden um mich sozusagen in eine Gruppenhaluzination mit Höllenwesen oder Buddhas zu begeben denn mehr wäre es dann nicht?

All das zusammen ergibt ein Bild von nicht sehr hoher wissenschaftsdichte … mit kindlichen Elementen der Vorstellung versehen wie Bäumen die aus Gold bestehen, Diamanten an den Blättern tragen usw. ..

Daher scheint das von uns weiterentwickelte Denkmodell zum Bardo eher zum Ziel zu führen. Es bedarf nur der Ergänzung und Bescheidenheit. Ergänzung in dem Punkt das das Rest-Ego im Bardo eine art 3-D Welt wahrnimmt und zwar als bzw. aus seinem eigenen Schatten ( die Projektion wird als Objekt erlebt ) und, das selbst ein Buddha im Bardo / und oder den Welten darüber oder darunter / nichts anderes ist als die Projektion von sich selbst; der Buddha erscheint – wenn er sichtbar wird –  als Objekt seines Ichs ( Projektion )  für andere sichtbar als scheinbarer Selbst-Schatten eines Buddha. Er ist in Wahrheit aber nur eine Projektion. So machtvoll das sie die Realtität wie wir sie kennen übersteigt. Damit könnte auch der Verdacht gegeben sein das viele Meister oder Buddhas ev. sogar Heilige nur Schattenobjekte waren, also Projektionen eines höheren Egos, was auch die wundersamen Effekte erklären würde, die sie teilweise hinterlassen haben.
So wie wir normale Menschen wiederum nur Schattenobjekte des niedrigen Egos unserer Begierden wären.

Nichts ist ab diesem Zeitpunkt im Bardo mehr real außer die eigene Projektion des Universums.

Natürlich können wir im Bardo auch auf andere Projektionen treffen, die Lichtenergetische Realitäten darstellen zb. Manifestationen von Meistern oder Buddhas; allerdings ist deren Form oder Erscheinung durch die eigenen soziokulturelle Konditionierung bestimmt

Kurz gesagt – im Jenseits tritt Wahrnehmung nurmehr als Ergebnis von Eigenprojektion auf.

Ist das den Menschen und oder den Religionen zu wenig?
Jesus hält in dieser Diskussion noch einen Trumpf in der Hand, der vielleicht der letzte Schlüssel sein könnte. Jesus spricht immer wieder ganz klar davon, das es ein Ziel des Menschen wäre, nach Hause zu gehen.
Wo genau dieser Ort liegt bleibt offen, Jesus hat sich nicht festgelegt, man hört nur von Zimmern in einem Haus und solche Dinge, aber es sind zumindest konkrete Zimmern, während der Buddha ja nur ein Nichts angeboten hat, das buddhistische Shamballa oder Reine Land kam erst später hinzu, vermutlich weil das Nichts halt doch zu wenig schien ….

Es bleibt also die Frage offen, ob, wenn es jemand schaffen sollte, auch die letzte Projektion aus seinem Mind nach außen zum versiegen zu bringen, und,

wenn auch die Leere als Objekt erkannt wurde und als Schatten aus dem Rest-Ego, ob dann sich doch noch ein Raum auftut, den wir nicht kennen und nicht denken können.
Das bleibt die Frage …